vom 14. Februar 2002
Frauen ansprechen ist verrückter als Filme machen
Michael »Bully« Herbig über privates Glück, berufliche Erfolge und wechselnde Schuhgrößen
Michael „Bully" Herbig. Ein Jahr nach dem letzten Gespräch hat ihn AZ-Redakteur  Markus  Bistrick wiedergetroffen.

AZ: Der „Schuh des Manitu" ist mit über zehn Millionen Besuchern Deutschlands erfolgreichster Kinofilm. Damit hast du Otto Waalkes vom Thron gestoßen. Habt ihr Mal darüber gesprochen?
HERBIG: Ich habe ihn kennen gelernt kurz bevor der film angelaufen ist. Und da hatte er wohl schon von dem Film erzählt bekommen. Er hat mir wirklich von Herzen nur das Beste gewünscht. Und gesagt: „Ich drücke dir die Daumen. Es wird auch mal Zeit, dass mich jemand ablöst." Das war sehr nett und sehr freundschaftlich, ohne eine Missgunst. Ich glaube, dass Otto damit überhaupt keine Probleme hat.
Bully, wie groß sind eigentliche deine Schuhe?
Das ist ganz unterschiedlich. Wenn ich weit gelaufen bin, dann werden sie größer. Im Grunde passe ich in Größe 40 bis 42. Ich lebe eher auf kleinem Fuß.
Vor einem Jahr hattest du keine Freundin. Weil keine Zeit für eine Beziehung war. Jetzt hast du Daniela. Und mehr Zeit?
Ja. Ich hab' es mir jetzt eingerichtet. Ich habe wirklich dafür gesorgt, dass ein Tag pro Woche für uns da ist. Da sein muss. Der Sonntag – ganz spießig. Sie arbeitet ja auch. Und da bleibt eben nur das Wochenende. Aber ich habe einen Riesendusel, weil sie komplett hinter dem steht, was ich mache. Es gab nicht ein Mal eine Diskussion. Ich habe mir das vor einem Jahr auch nicht vorstellen können.
Zwischen Filmpremieren und Preisverleihungen – wo lernt man da eine Frau kennen?
Das war vor einem Jahr kurz vor Weihnachten. Da hab ich mich mal wieder in einem Bürogebäude verlaufen und habe einfach nur nach dem Weg gefragt. Und sie hat ihn mir gezeigt. Und dann habe ich etwas ganz Verrücktes gemacht und sie zum Essen eingeladen. Das ist viel verrückter als Filme zu machen: Frauen ansprechen.
Wer putzt, bügelt und kocht im Haushalt Herbig?
Das ist ganz unterschiedlich. Je nachdem, wie man die Zeit dafür findet. Also ich musste vorher ja auch klar kommen. Jetzt hat man den großen Vorteil, dass man sich ein bisschen aufteilen kann. Insofern hat sich auch da mein Lebensstandard verbessert.
Wer hat sich am meisten über deinen Erfolg gefreut? Hans Eichel, Porsche, Maider...
Ich glaube, dass sich eine Menge Leute darüber gefreut haben. Ich schließe da auch die Co-Produzenten nicht aus. Auch die Kinobesitzer haben sich darüber gefreut, nehme ich an. Auch die ein oder andere Förderanstalt. Ich habe halt eine andere Motivation, mich darüber zu freuen. Meine Freude ist, dass ich mich jetzt relativ entspannen und mich in Ruhe auf das nächste Projekt konzentrieren  kann. Und mir nicht mehr so diese Sorgen machen muss, wie ich den nächsten Film finanziert bekomme. Ich denke mal, dass das einfacher geht als beim letzten Film.
Also kein neues Auto oder eine Luxuswohnung?
Nein, überhaupt nicht. Ich sehe darin keinen Sinn. Ich habe mir das vorher ja so eingerichtet, wie ich das für sinnvoll halte. Ich stelle aber fest, dass nicht wir, also mein Team und ich, uns verändert haben. Sondern das Umfeld hat sich enorm geändert. Das finde ich so erstaunlich.
Inwiefern?
Es gibt Leute, die sind so übertrieben  freundlich zu mir. Das ist fast schon beschämend. Dann gibt es Leute die haben plötzlich eine Distanz, wo ich auch nicht weiß, woher sie kommt. Und dann gibt es Leute - ich nenne jetzt mal ein Beispiel: Wenn ich vor zwei Jahren gesagt habe: „So ein Oscar wäre eine feine Sache", dann haben alle gesagt: „Kuck mal, der Bully, das ist ja ein nettes Kerlchen. Der sagt einfach was er will." Und wenn ich das heute in der selben Art wie damals sage, dann sagen Leute: „Schau mal, jetzt hebt er ab." Nicht ich und das was ich sage, hat sich verändert, sondern das Empfinden der Leute. Und das finde ich so ein bisschen schade. Wir haben nur einen Film gemacht. Das ist alles.
Wie erhältst du dir deine natürlich Art?
Ich weiß nicht, das hat auch was mit Ehrlichkeit zu tun. Ich habe das Gefühl, dass ich noch vorsichtiger geworden bin, weil man wahnsinnig leicht  missverstanden wird. Plötzlich hat das, was du sagst, ein anderes Gewicht. Ich kann nur sagen, ich bin mit dem Kopf schon wieder ganz wo anders. Ich habe meine „Bullyparade" gemacht. Als dieser ganze Rummel um den „Schuh des Manitu" los ging, da standen wir schon wieder mit der Fernsehkamera am  Set. Das holt dich sehr schnell  wieder runter. Das ist ein  Wechselbad der Gefühle. In einer Woche sitzt du mit Pierre Brice auf der Wetten-Dass-Couch.  Eine Woche später  wirst du von einem Rentner angepflaumt, weil du auf seiner Parkbank sitzt. Dort wo er  jeden Sonntag sein Brötchen isst. Du denkst: „Okay  der kennt dich nicht, muss er ja auch nicht." So etwas ist total wichtig, damit man die Realitität nicht aus den Augen verliert.
Deine Mutter hast du zu vielen Preisverleihungen mitgenommen, deinen Vater nicht. Warum?
Ich bin mit meiner Mutter  aufgewachsen und habe ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu meinem Vater. Aber wir haben nie zu Dritt gelebt. Da sind wir aber nicht die Einzigen. Allein erziehende Mütter haben es nicht leicht. Und ich versuche, sie jetzt einfach an diesem Erfolg teilhaben zu lassen. Weil ich finde, dass sie einen guten Job gemacht hat. Die letzten 20,30 Jahre.
Was sind deine nächsten Pläne?
Ich werde jetzt erst mal sechs Wochen Urlaub machen. Ich glaube das letzte Mal, dass ich sechs Wochen Urlaub hatte war in der 10. Klasse. In den Sommerferien. Und das werde ich jetzt erst mal richtig genießen.
Damals bist du aber vermutlich in München geblieben?
Nein. Im Allgäu bei den Großeltern. Jetzt weiß ich noch nicht, wo es hin geht, aber es wird irgendetwas sein, wo die Sonne scheint.

 



 



 

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